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Internationalität: Leitlinie, Schwerpunkte und Historie

#Internationales
Gruppenbild mit rund 100 Personen, alle mit Konferenz-Badges

Teilnehmer:innen bei der Global Issues Convention 2024 im Schloss Herrenhausen, Hannover

Um dem Spannungsfeld von Chancen und Risiken internationaler akademischer Zusammenarbeit in Zeiten weltpolitischer Umbrüche und zunehmender Fragmentierung adäquat begegnen zu können, orientiert sich das internationale Förderhandeln der Stiftung zukünftig an der hier beschriebenen Leitlinie, aus der vier Handlungsschwerpunkte abgeleitet werden.

Internationalität war und ist ein integraler Bestandteil des Förderhandelns der Stiftung. Dies ist sowohl in der Präambel der Stiftungssatzung verankert – "Sie fördert […] die internationale Wissenschaftskooperation" – als auch in den Leitlinien des Förderhandelns: "Die Stiftung trägt dazu bei, Grenzen zu überwinden: zwischen Fachdisziplinen und Forschungsfeldern, zwischen Ländern und Kulturen". 

Wir gestalten Internationalität zielgerichtet, verantwortungs­bewusst und flexibel!

Leitlinie Internationalität

Diese Leitlinie und die daraus abgeleiteten Schwerpunkte werden entlang der strategischen Ziele der Profilbereiche in bedarfsgerechte Maßnahmen übersetzt. Hierbei greift die Stiftung auf eine Vielzahl erprobter Förderformate zurück und entwickelt – basierend auf ihrer langjährigen Erfahrung und, wenn angemessen, in Abstimmung mit anderen Akteur:innen – neue Formate, die stets dem Anspruch folgen, impulsgebend zu wirken.

Wir prüfen unsere Maßnahmen dabei unter anderem gezielt darauf, ob sie

  • einen Beitrag zur Stabilisierung und zum Aufbau globaler Wissenschaftsnetzwerke in Krisenzeiten leisten, 
  • den europäischen Kooperationsraum kräftigen, 
  • zur Erhaltung der engen wissenschaftlichen Beziehungen zu den USA beitragen oder 
  • Wissenschaftler:innen in Notsituationen unterstützen können. 

Perspektivisch wollen wir durch die Stärkung wissenschaftlicher Expertise zu einer resilienten Wissenschaft und zur Entwicklung evidenzbasierter, nachhaltiger Lösungen für globale Herausforderungen beitragen.

Internationalität gestalten:
unsere Leitlinie im Detail

  • Zielgerichtet
    Unser internationales Förderhandeln ist kein Selbstzweck. Es orientiert sich vielmehr an unseren strategischen Leitlinien sowie an den Zielsetzungen unserer vier Profilbereiche Exploration, Gesellschaftliche Transformationen, Wissen über Wissen und zukunft.niedersachsen
  • Verantwortungsbewusst
    Wir sind höchster wissenschaftlicher Qualität sowie ethischen Standards verpflichtet. Unser Förderhandeln ist klar an unseren demokratischen Grundwerten und der Wissenschaftsfreiheit ausgerichtet (Präambel der Satzung: "Die Stiftung ist der Wissenschaftsfreiheit sowie der Sicherung höchster wissenschaftlicher Qualität und Integrität verpflichtet").
  • Flexibel
    Wir verzichten darauf, rigide rote Linien mit Blick auf einzelne Wissenschaftsstandorte festzulegen. Vielmehr streben wir im Regelfall mittels flexibler, ländersensibler Einzelfalllösungen bewusst auch Kooperationen mit Akteuren in außenpolitisch herausfordernden Kontexten oder in Gesellschaften mit autoritären Tendenzen an – ohne jedoch die jeweiligen politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen, mögliche Spannungsfelder oder Missbrauchsrisiken zu vernachlässigen. 

Vier Schwerpunkte: Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?

Unsere Schwerpunkte:

  1. Stiftungsnetzwerke, 
  2. internationale Wissenschaftskooperationen zum Aufbau von Vertrauen,
  3. Kompetenzaufbau im Umgang mit disruptiven Veränderungen, 
  4. ein weltoffener Diskurs.
     

1. Wir intensivieren die Vernetzung der Stiftung mit globalen Partner:innen.

Bereits heute ist die Stiftung Teil renommierter internationaler Netzwerke der Wissenschaftsförderung, unter anderem dem Research on Research Institute (RoRI) sowie dem internationalen Stiftungsverbund PHILEA Research Forum. Außerdem sammelte sie über die Jahre in unterschiedlichen Förderprogrammen umfassende Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit europäischen Partnerstiftungen.

Diesen Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Stiftungen, Wissenschaftsförderern und relevanten Akteur:innen wollen wir weiterhin stärken und insbesondere eine zielorientierte Abstimmung innerhalb Europas intensivieren. Hierfür wollen wir:

  • bestehende Kooperationen fortführen und neue Kooperationsformate mit Partnerstiftungen entwickeln,
  • die Mitwirkung in Stiftungsverbünden weiterverfolgen – etwa in Bereichen wie Wirkmonitoring oder dem Einsatz von KI im Förderhandeln,
  • die Mitarbeit in sektorübergreifenden, themenbezogenen Arbeitskreisen intensivieren.

2. Wir stärken internationale Wissenschaftskooperationen und wechselseitiges Vertrauen.

Internationale Kooperationen sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil unserer Fördertätigkeit, die konkrete Ausgestaltung variierte jedoch in den letzten Jahrzehnten. Aktuell richten sich viele Ausschreibungen auch an internationale Konsortien, internationale Kooperationen sind in vielen Förderprogrammen Standard. Unser Anspruch hierbei: internationale Wissenschaftskooperationen "auf Augenhöhe" zu gestalten und zum Capacity Building, insbesondere in Ländern des Globalen Südens, beizutragen.

Verlässliche internationale Beziehungen auf allen akademischen Ebenen tragen zur Exzellenz des deutschen Wissenschaftsstandorts, zur strukturellen Verbesserung des deutschen Wissenschaftssystems sowie zu sozialem Fortschritt und Innovation bei. Solche Beziehungen basieren auf wechselseitigem Vertrauen, dass nur langfristig aufgebaut werden kann. Deshalb wollen wir gerade in disruptiven Zeiten vertrauensvolle, zivilgesellschaftliche Kommunikations- und Unterstützungskanäle erhalten und ausbauen – und damit auch das Verständnis für unterschiedliche Wissenschaftskulturen stärken.

3. Wir unterstützen Wissenschaftler:innen im Umgang mit disruptiven Veränderungen.

Die Stiftung hat bereits früher in Zeiten bedeutender geopolitischer Veränderungen Förderprogramme initiiert, um zur Bewältigung entsprechender Herausforderungen beizutragen und Wissenschaftler:innen beim Erwerb relevanter Kompetenzen zu unterstützen. 

Die aktuellen geo- und wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen erfordern von der Wissenschaft in neuem Maße flexible, schnelle und erfahrungsgeleitete Reaktionen. Dafür sind wissenschaftliche Expertise sowie fundierte methodisch-analytische und theoretische Kompetenzen unverzichtbar. Wir wollen Wissenschaftler:innen dabei unterstützen, diese für den Umgang mit Disruption notwendigen Kompetenzen zu erwerben, um einen evidenzbasierten Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen  leisten zu können. Diese Förderung erscheint insbesondere mit Blick auf Early Career Researchers relevant, die auch beim Aufbau resilienter, globaler Netzwerke und ihrer Karriereplanung unterstützt werden sollen.

4. Wir schaffen Räume des Austausches.

Im Schloss Herrenhausen bringt die Stiftung regelmäßig internationale Wissenschaftler:innen aller Disziplinen zusammen und beteiligt erfolgreich Bürger:innen an den Debatten über die zentralen Herausforderungen unserer Zeit. 

Diese Rolle der Stiftung als Convener – nicht nur, aber auch in den eigenen Räumlichkeiten – soll mit Blick auf die Förderung eines konstruktiven und weltoffenen Diskurses und Dialogs gestärkt werden. Dafür sollen gezielt  bedarfsgerechte, zielgruppenspezifische (Dialog-)Formate, ggf. in Kooperation mit anderen Akteuren, eingesetzt werden. So sollen die Erkenntnisse internationaler Spitzenforschung einem breiteren Publikum zugänglich gemacht und dieses dafür sensibilisiert werden, dass zahlreiche Herausforderungen unserer Zeit globale Perspektiven benötigen und nur im Rahmen grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu lösen sind.

Historie

Seit Beginn ihrer Fördertätigkeit hat die Stiftung internationalen Kooperationen besondere Bedeutung beigemessen.

  • 1960er Jahre: Die Stiftung unterstützt erste Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel, bevor beide Länder überhaupt diplomatische Beziehungen miteinander aufgenommen hatten.
  • Zwischen 1964–1987 folgen Förderprogramme zur kooperativen Forschung in Regionen wie Ostasien, Lateinamerika, Vorderer und Mittlerer Orient, Südostasien und Nordamerika.
  • Auch die Zusammenarbeit von Forschenden in Deutschland und China wurde in den 1980er und 1990er Jahren besonders gefördert.
  • Anfang der 1990er Jahre: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden mehrere Programme zur Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen in Mittel- und Osteuropa aufgelegt. Diese wurden schließlich um die Jahrtausendwende abgelöst von Förderinitiativen zur Kooperation mit den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in Mittelasien/Kaukasus und den Ländern im sub-saharischen Afrika

Seit 2011 wurden alle länderübergreifenden Aktivitäten im damaligen Förderbereich "Internationales" gebündelt. Jenseits der länderübergreifenden Zusammensetzung von Forschungskonsortien manifestierte sich dabei Internationalität zunehmend in allen Bereichen des Förderhandelns: angefangen bei der Besetzung von Expert:innenrunden bis hin zur internationalen Zusammensetzung von Begutachtungsgremien oder im Rahmen der Zusammenarbeit mit Stiftungen im Ausland.

Die letzten Projekte der Förderinitiativen in Mittelasien/Kaukasus sowie in den Ländern im sub-saharischen Afrika laufen derzeit nach rund 20-jähriger Laufzeit aus. Die Stiftung hat sich damit bewusst von einer Regionenförderung im klassischen Sinne sowie einem eigenen Förderbereich "Internationales" verabschiedet. Es hat sich gezeigt, dass mit einer in die allgemeine Strategie eingebundenen, internationalen Förderung zielgerichteter agiert und mehr Wirkung erzielt werden kann.

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