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Mobilität und Gesundheit: Wie hängen sie zusammen?

#Internationales

Illustration mit einem niesenden Menschen, verschiedenen Transportmitteln (Flugzeug, Zug, LKW), Mücken und Bakterien

Was tun gegen den Fachkräftemangel im medizinischen Sektor? Wie lassen sich Medikamenten-Resistenzen eindämmen? Und wie können Gesundheitssysteme der Zukunft aussehen? Diese und weitere Fragen stellen sich fünf neu geförderte Forschungsprojekte.

Wie wirken sich Mobilitätstrends auf individuelle und gesellschaftliche Gesundheit weltweit aus? Welche Strategien lassen sich entwickeltn, um widerstandsfähige, gerechte Gesundheitssysteme angesichts globaler Migrationsbewegungen zu schaffen? Die Förderinitiative "Transdisciplinary Approaches to Mobility and Global Health" der VolkswagenStiftung zusammen mit Novo Nordisk Fonden und Wellcome Trust widmet sich diesen zentralen Fragen. Fünf ausgewählte Projekte wurden jetzt zur Förderung ausgewählt. Sie zeichnen sich durch ihre internationale und transdisziplinäre Zusammenarbeit, wissenschaftliche Originalität und gesellschaftliche Bedeutung aus.

"Globale Gesundheit ist untrennbar mit Fragen von Mobilität verbunden – man denke an Flucht, Arbeitsmigration oder grenzüberschreitende Krankheitsrisiken. Diese Komplexität lässt sich nur gemeinsam erfassen: über Disziplingrenzen hinweg, im internationalen Dialog und zusammen mit Praxispartner:innen", erklärt Dr. Nora Kottmann von der VolkswagenStiftung. Es werden herausragende wissenschaftliche Projekte unterstützt, die soziale, gesundheitliche und ethische Herausforderungen in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholder:innen erforschen und nachhaltige Lösungen entwickeln. Forschungsteams aus unterschiedlichen Einkommensländern arbeiten interdisziplinär und kooperieren eng mit lokalen Gemeinden, Behörden und NGOs weltweit.

Die Stiftung stellt für die folgenden fünf Projekte rund 7,1 Mio. Euro zur Verfügung:

Hitch-hiking East Africa: Spread of Artemisinin-Resistant Malaria through Mosquito and Human Mobility (Dr. Welmoed van Loon, Charité - Universitätsmedizin Berlin; Jules Ndoli Minega, M.D., University Teaching Hospital of Butare, Rwanda; Dr. Esto Bahizire, Catholic University of Bukavu, The Democratic Republic of the Congo; Dr. Philip Koliopoulos, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Emmanuel Mande, Infectious Diseases Institute, Uganda; rd. 1,5 Mio. Euro)

Malaria ist nicht nur eine äußerst gefährliche Krankheit. In Ostafrika kommt hinzu, dass Parasiten, die Malaria auslösen, zunehmend Resistenzen gegen das Hauptmedikament Artemisinin entwickeln. Diese Resistenzen könnten sich bald durch infizierte Mücken, die bspw. als "blinde Passagiere" in Nachtbussen reisen, sowie infizierte Reisende über größere Entfernungen und weitere Länder verbreiten. Ein interdisziplinäres Forschungsteam untersucht die Ausbreitungswege der Artemisinin-Resistenz in vier aneinandergrenzenden Ländern der Great-Lakes-Region in Ostafrika. Es sammelt detaillierte Daten und entwickelt mathematische Modelle, um gezielte Maßnahmen in den Resistenz-Hotspots zu erproben. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Stakeholder:innen und die Einführung eines Frühwarnsystems soll die Resistenz wirkungsvoll eingedämmt werden.

From Health System Transformation to Well-Being Ecosystems: Integrating Volatile Mobility Settings into Inclusive Development Pathways (TRANS-WELL) (Prof. Dr. Fred Krüger, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; Dr. Astrid Knoblauch, Swiss Tropical and Public Health Institute, Schweiz; Prof. Pobsook Chamchong, Chiang Mai University, Thailand; Dr. Gonzalo Basile, Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales, Dominikanische Republik; Dr. Herminio Cossa, Manhiça Health Research Centre CISM, Mosambik; rd. 1,6 Mio. Euro)

Das Forschungsteam untersucht das Zusammenspiel von Migration und Gesundheit in Krisengebieten, wo wirtschaftliche Probleme, Gewalt und Klimawandel Menschen zu Migration bewegen. Diese Mobilitätsströme fordern herkömmliche politische Ansätze und Maßnahmen heraus. Das Team setzt sich dafür ein, Ansätze aus südlichen Ländern zu nutzen, um inklusive politische Lösungen zu schaffen, die auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sind. Fallbeispiele aus Mosambik, der Dominikanischen Republik und Thailand zeigen, wie ein "Ökosystem des Wohlbefindens" neue Blickwinkel auf gesellschaftliche Transformationen eröffnet. Das Team will ein einfach zu nutzendes Planungstool für Gesundheitssysteme entwickeln, das soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung in den Vordergrund stellt.

Förderung in "Transdisciplinary Approaches to Mobility and Global Health"

Die VolkswagenStiftung fördert in dem Programm gemeinsam mit der Novo Nordisk Foundation und dem Wellcome Trust interdisziplinäre, internationale Forschungsprojekte unter Einbeziehung nicht-akademischer Partner, die mit innovativen Methoden die Zusammenhänge zwischen Mobilität, Gesundheit und Wohlbefinden lokaler und mobiler Bevölkerungsgruppen untersuchen.

Alle Infos zur Ausschreibung

Global Health Diasporas. How Mobile Health Professionals Abroad Improve Health of Minority Groups in Communities in Colombia, Ghana, and Sri Lanka (Prof. Dr. Uwe Hunger, Hochschule Fulda; Dr. Sascha Krannich, Justus-Liebig-Universität-Gießen; Prof. Dr. Martin Nyaaba Adokiya, University for Development Studies, Ghana; Prof. Rajendra Surenthirakumaran, University of Jaffna, Sri Lanka; Prof. Dr. Andres Cubillos, Pontificia Universidad Javeriana, Kolumbien; rd. 1,6 Mio. Euro)

Viele Länder des Globalen Südens, insbesondere in ländlichen Regionen, kämpfen mit Fachkräftemangel im Gesundheitssystem, während gleichzeitig medizinische Fachkräfte in großer Zahl meist in Richtung wohlhabender Länder abwandern. Dieser "medical brain drain" schwächt die heimische Versorgung. Doch es gibt Chancen: Rückkehrmigration, Wissenstransfer und Investitionen können dazu beitragen, die Gesundheitssysteme in den Herkunftsländern zu stärken. Das Forschungsteam untersucht, wie im Ausland lebende Gesundheitsfachkräfte positive Veränderungen in Kolumbien, Ghana und Sri Lanka bewirken können. Dabei liegt der Fokus auf gesellschaftlichen und sozialen Faktoren, die die Rückkehr dieser Fachkräfte beeinflussen, und auf dem Austausch mit lokalen Gemeinschaften.

Nexus4Her: Addressing the Nexus: Sexual and Reproductive Health and Mental Health of Young Refugee and Migrant Women in Ecuador and Uganda (Dr. Olena Ivanova, Klinikum der Universität München; Dr. Elizabeth Kemigisha, Mbarara University of Science and Technology, Uganda; Dr. Bernardo Jose Vega Crespo, University of Cuenca, Ecuador; rd. 1 Mio. Euro)

Das Projekt schließt eine Lücke bei Unterstützungsmaßnahmen für junge Frauen auf der Flucht und Migrantinnen. Diese sind oft großen Risiken im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ausgesetzt, finden aber wenig Zugang zu entsprechenden Hilfen. Viele Betroffene leiden zudem unter psychischen Erkrankungen, die durch ihre Lebenssituation oder gesundheitliche Herausforderungen verstärkt werden können. In Ecuador und Uganda, wo Gesundheitsressourcen knapp und kulturelle Barrieren hoch sind, werden speziell angepasste Strategien für ein ganzheitliches Wohlbefinden entwickelt. Ein interdisziplinäres Team – bestehend aus Expert:innen der Gynäkologie, Psychologie, Soziologie, Gender-Studies und digitaler Gesundheit – setzt auf einen traumasensitiven Ansatz und Best-Practice-Beispiele. Ziele sind verbesserte Aufklärung, mehr Bewusstsein bei lokalen Gemeinden und Service-Anbieter:innen sowie ein verbesserter Zugang zu maßgeschneiderten Diensten, um so die Gesundheit und das Wohlbefinden der jungen Frauen zu verbessern.

Understanding the education and labor market consequences of Indonesia's quest to become the world's leading nurse exporting nation (Dr. Julia Lohmann, Ludwig-Maximilians-Universität München; Prof. Ferry Efendi, University Airlangga, Indonesien; Prof. Dr. Rini Rachmawaty, Hasanuddin University, Indonesien; Prof. Dr. Firman Witoelar Kartaadipoetra, Australian National University, Australien; rd. 1,4 Mio. Euro)

Aufgrund des steigenden Bedarfs an Krankenpfleger:innen weltweit entsenden viele Länder des Globalen Südens gezielt ihre Fachkräfte ins Ausland. Indonesien steht an einem Wendepunkt und will die Emigration von Pflegekräften deutlich erhöhen, was spannende Einblicke in die Auswirkungen auf das heimische Gesundheitssystem bietet. Ein Expert:innenteam aus dem Gesundheitswesen, dem Pflege- und Wirtschaftsmanagement untersucht, wie sich die Ausbildung und der Arbeitsmarkteintritt von Pflegekräften durch diese Migrationspolitik entwickeln. Dabei analysiert das Team sowohl die Entwicklung und Umsetzung der Migrationspolitik als auch Veränderungen in der Pflegeausbildung und -qualität. Das Forschungsteam nutzt ein breites Methodenspektrum, um Daten von Ausbildungsstätten, Pflegefachschüler:innen und Absolvent:innen zu analysieren und erheben. Es verspricht sich wichtige Erkenntnisse für globale Diskussionen zur Migration von Gesundheitskräften und adressiert gleichzeitig die spezifischen Bedarfe Indonesiens.

Weitere Informationen zur Ausschreibung "Transdisciplinary Approaches to Mobility and Global Health".

Globale Herausforderungen

Wie sich die Stiftung als Förderin weltweit neu engagiert: Interview mit Dr. Adelheid Wessler, Leiterin des Teams "Internationales" der VolkswagenStiftung, zum Förderprogramm "Global Issues". 

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