Sprechblasen vor einer grünen Wand
Interview

"Nicht mehr, sondern bessere Wissenschaftskommunikation"

Förderreferent Dr. Pierre Schwidlinski erzählt im Interview, wie die Stiftung zukünftig vielversprechende Projekte für die Wissenschaftsvermittlung auswählt und fördert. Der nächste Stichtag: 15. Februar 2022.

Herr Schwidlinski, warum vergibt die Stiftung zusätzliche Mittel für Wissenschaftskommunikation an ihre Förderprojekte?

Pierre Schwidlinski: Die Stiftung betrachtet Wissenschaftsvermittlung seit jeher als einen integralen Bestandteil von Wissenschaftsförderung und hat sich in diesem Feld Kompetenz und Reputation erworben. Während der Pandemie sind die Erwartungen an qualitäts- und werteorientierte Kommunikation auf Seiten der breiten Öffentlichkeit nochmal spürbar gestiegen. Unser Ziel ist es, die von uns geförderten Forschenden zu befähigen, sich diesen Herausforderungen zu stellen und mit innovativen Konzepten das Feld insgesamt voranzubringen und das Vertrauen der Menschen in Wissenschaft zu festigen. Dass da enormer Handlungsdruck besteht, beweist uns die hohe Skepsis gegenüber Wissenschaft, die wir Tag für Tag in sozialen Netzwerken und auf der Straße erleben. Und das nicht nur in Deutschland.

Im vergangenen Jahr haben wir mit "Wissenschaftskommunikation hoch drei" vier Zentren auf den Weg gebracht, in denen Wissenschaftskommunikation auf international wettbewerbsfähigem Niveau beforscht wird. Und in der jetzt angepassten Initiative "Wissenstransfer und -vermittlung" konnten geförderte Wissenschaftler:innen seit 2018 gezielt Mittel für Kommunikationsvorhaben einwerben, die auf ihren Forschungsprojekten aufbauen.

An welchen Punkten wurde dieses Förderangebot nun geändert?

Pierre Schwidlinski: Wir haben für die nun "Zusätzliche Mittel für Wissenschaftskommunikation" genannte Initiative feste Stichtage zur Einreichung von Ideenskizzen und Vollanträgen eingerichtet, zukünftig wird es zwei Entscheidungsrunden pro Jahr geben. Neu ist auch das zweistufige Begutachtungsverfahren: Anträge, die es erfolgreich durch die interne Vorauswahl geschafft haben, werden vergleichend durch ein transdisziplinäres Panel aus Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen begutachtet. Darüber hinaus bieten wir allen, die es auf die Shortlist geschafft haben, die Teilnahme an einem Workshop zu Konzeption und Durchführung von Wissenschaftskommunikationsprojekten an.

Dr. Pierre Schwidlinski betreut die Förderinitiative "Zusätzliche Mittel für Wissenschaftskommunikation".

Dr. Pierre Schwidlinski betreut die Förderinitiative "Zusätzliche Mittel für Wissenschaftskommunikation".

Was hat Sie bewogen, die Initiative anzupassen?

Pierre Schwidlinski: Zum einen setzen wir mit der Anpassung des Förderangebots Impulse aus unserer neuen Förderstrategie um: Nicht mehr Wissenschaftskommunikation um jeden Preis ist das Ziel, sondern wir möchten bessere, herausragende, neuartige Outreach-Projekte fördern. Und mit dem neuen Begutachtungsverfahren können wir eine höhere Qualitätssicherung erreichen.

Illustration mit drei Personen, zwei davon mit Megafon, eine Person hält sich die Hand ans Ohr, wie um besser zu hören

"Wir ermutigen die Wissenschaft, sich weit mehr zu öffnen."

Förderreferent Pierre Schwidlinski erläutert im Gespräch, worauf Geförderte achten müssen, wenn sie sich für Zusatzmittel für Wissenschaftskommunikation bewerben.  

Zum Artikel

Bis wann müssen Anträge auf Förderung bei der Stiftung eingegangen sein?

Pierre Schwidlinski: Ideenskizzen für "Zusätzliche Mittel für Wissenschaftskommunikation" können bis einschließlich 15. Februar 2022 eingereicht werden. Nach einer internen Vorauswahl werden die Shortlist-Kandidat:innen zur Teilnahme an dem erwähnten Workshop und zur Einreichung eines Vollantrags eingeladen. Die Entscheidungen kommunizieren wir voraussichtlich im August 2022. Ein weiterer Stichtag ist für den Herbst geplant.

Wer kann einen Antrag stellen?

Pierre Schwidlinski: Das Angebot wendet sich an aktuell von der VolkswagenStiftung Geförderte. Allerdings ist in einigen Initiativen Wissenschaftskommunikation bereits ein integraler Bestandteil der Antragstellung, so dass in diesen Fällen keine zusätzlichen Mittel mehr beantragt werden können. Bei Interesse sollten sich Interessierte ohnehin zunächst an mich als zuständigen Förderreferenten wenden, um das Vorhaben einmal zu besprechen. 

Warum werden Workshops für die Wissenschaftler:innen angeboten?

Pierre Schwidlinski: Forschende haben eine hohe Expertise in ihren jeweiligen Fachgebieten. Zu ihrem alltäglichen Tätigkeitsfeld gehört aber nicht zwangsläufig, wie man Kommunikationsvorhaben konzipiert, plant und durchführt, wie externe Kooperationspartner:innen effektiv eingebunden werden können und wie man mit den Maßnahmen auch tatsächlich die gewünschten Zielgruppen erreicht. Mit dem neuen Workshop-Angebot, das in Kooperation mit dem Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) durchgeführt wird, möchte die VolkswagenStiftung die von ihr geförderten Wissenschaftler:innen dabei unterstützen, entsprechende Überlegungen frühzeitig anzustellen, neue Fähigkeiten und Denkweisen zu entwickeln und dadurch hochwertige, erfolgreiche Wissenschaftskommunikation zu verwirklichen.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaftskommunikationsforschung steht im Fokus der Ausschreibung "Wissenschaftskommunikation hoch drei" der VolkswagenStiftung.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaftskommunikationsforschung steht im Fokus der Ausschreibung "Wissenschaftskommunikation hoch drei" der VolkswagenStiftung.

Können Sie uns Beispiele für laufende Wissenschaftskommunikationsprojekte nennen?

Pierre Schwidlinski: Da möchte ich beispielhaft das gemeinsame Projekt der Global Young Academy und des NaWik nennen: "Science with Society - Video tutorials on science ethics and science communication". Hier werden hochqualitative Video Tutorials zu wichtigen Grundlagen von Wissenschaftskommunikation produziert, um junge Wissenschaftler:innen weltweit zu befähigen, ihre Rolle und Arbeit als Forschende im gesellschaftlichen und ethischen Kontext zu hinterfragen und entsprechend zu reflektieren. Zudem bekommen sie professionelle Methodik und Tools für den eigenen Public Outreach an die Hand.

Ein ganz anderes Projekt mit anderer Zielgruppe bildet das partizipative Wissenschaftskommunikationsvorhaben des von der Stiftung geförderten Graduiertenkollegs "Rahmenwechsel. Kunstwissenschaft und Kunsttechnologie im Austausch". Das Projekt zielt darauf ab, Kindern zwischen 6 und 10 Jahren einen explorativen, partizipativen und forschenden Zugang zum Themenkomplex Kunsttechnologie und Kunstwissenschaft zu bieten. Über ein Buch sowie einen Rucksack samt beiliegender Materialien sollen Kinder zum eigenständigen Erkunden und Erforschen inspiriert werden. Diese beiden Beispiele zeigen, dass es nicht den einen Weg guter und innovativer Wissenschaftskommunikation gibt: Die Kommunikationsmaßnahmen müssen stets zielgruppengerecht und erfolgsversprechend ausgewählt werden. Entsprechend gespannt sind wir auf die neuen Ideen für Vorhaben in der Wissenschaftskommunikation, die uns bis zum 15. Februar 2022 erreichen werden.