Heizen gegen Varroa: Temperaturregulierung im Bienenstock

Ein "Experiment!"-Projekt am Max-Planck-Institut für Polymerforschung untersucht die Temperaturverteilung im Bienenstock, die eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Varroamilbe spielt. 

Eine funktionierende Temperaturregulierung innerhalb eines Bienenstocks ist über das ganze Jahr von entscheidender Bedeutung: sowohl für die Brut, als auch im Winter, wenn es kalt wird, besonders aber auch zur Bekämpfung der sogenannten Varroamilbe. Der winzige Parasit löst die die Bienenkrankheit "Varroose" aus und gilt als der bedeutsamste Bienenschädling weltweit. Um gegen die Milbe anzugehen, nutzen die Bienen u. a. Wärme: Dafür pressen sie ihre Brust auf eine befallene Wabe und bewegen die Brustmuskeln. Durch die dadurch erhöhte Temperatur innerhalb der Wabe vermehrt sich die Milbe deutlich weniger, der Bestand stirbt in kurzer Zeit ab.

Bienen können die Temperatur in ihrem Bienenstock regulieren und damit u. a. Parasiten bekämpfen (Foto: MPI-P)

Der Kampf gegen die Milbe erfordert jedoch Energie, welche die Bienen aus ihrem wertvollen Vorrat an Honig ziehen müssen. "Dort, wo es genug Blüten und damit Nektar gibt, zum Beispiel in Süd-Ost Asien, woher die Varroamilbe ursprünglich stammt, müssen diese Ost-Bienen (Apis cerana) keine Energie sparen", erklärt Dr. Stanislav Balouchev. "In unserer Region dagegen ist für die heimischen West-Bienen (Apis mellifera) der Nektar jedoch ein kostbares Gut, und Bienen haben nicht unendlich viel Energie übrig, um gegen die Varroose zu kämpfen." Der Wissenschaftler gehört zum Arbeitskreis um Prof. Katharina Landfester am Max-Planck-Instituts für Polymerforschung (MPI-P) in Mainz. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten in einem durch die VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderinitiative "Experiment!" finanzierten Projekt daran, die Temperatur im Bienenstock zu ermitteln und schließlich auch aktiv zu beeinflussen.

"Wir wollen die optimale Temperaturverteilung in drei Dimensionen messen", so Prof. Landfester. Dafür wollen die Forscher spezielle Miniatur-Temperatursensoren entwickeln, die nicht nur sehr genau sein, sondern auch von den Bienen akzeptiert werden müssen: Die Sensoren dürfen buchstäblich nicht "riechen". "Wir planen, die Sensoren so zu entwickeln, dass wir sie je nach Bedarf mit einem 3D-Drucker selbst drucken können und so die Temperatur in jeder einzelnen Bienenwabe messen können", sagt Katharina Landfester. "Sollten wir Abweichungen von der optimalen Temperaturverteilung feststellen, wird ein nächster Schritt sein, eine aktive Temperaturregulierung zu entwickeln, die es erlaubt, punktuell im Bienenstock die Temperatur anzuheben."

Für das Projekt wurden am MPI-P inzwischen mehrere Bienenstöcke aufgestellt. Die Bienen können sich über die nächsten Monate zunächst in ihre neue Umgebung eingewöhnen, bevor die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler damit starten, Sensoren zu entwickeln und die Bienenstöcke damit auszustatten.

Biene beim Nektarsammeln (Foto: Amada44 via Wikimedia Commons CC BY http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/)

Die (inzwischen beendete) Förderinitiative "Experiment!" richtet sich an Forschende, die radikal neue, aber auch riskante Forschungsideen austesten möchten. Die geförderten Projekte werden in einem teil-randomisierten Verfahren per Jury und per Los ausgewählt. 

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