Bei der Formulierung der These, der Erste Weltkrieg sei die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen, stehen seine Wirkungen für Europa im Vordergrund: der Erste Weltkrieg als Vorbedingung des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges; als intensivierender Faktor des Zusammenbruchs und der Auflösung der Großreiche Österreich-Ungarn, Russland und des Osmanisches Reiches und als ein Beschleuniger revolutionärer Bewegungen – insbesondere der Russischen Oktober-Revolution.
Eine auf Europa fokussierte Perspektive ist jedoch nicht dazu geeignet, die globalen Dimensionen des Ersten Weltkriegs angemessen zu erfassen, insbesondere dann, wenn es um die Untersuchung sozialgeschichtlicher Aspekte und die Beschäftigung mit Kriegserfahrungen und Wahrnehmungen durch Kriegsteilnehmer und Bevölkerungen geht.
Das Symposium "The World During the First World War – Perceptions, Experiences, and Consequences" wollte die Perspektive stärken, die den Ersten Weltkrieg als globales Ereignis mit weitreichenden Folgen begreift. Der bewusste Blick auf Asien, Afrika und Lateinamerika eröffnete nicht nur die Möglichkeit, sich den Fragen nach Ursachen, Verlauf und Folgen des Ersten Weltkrieges in ihrer globalen Vielschichtigkeit zu nähern und die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg thematisch, zeitlich und räumlich zu öffnen. Im Verlauf (und als Ergebnis) der Tagung standen neue Fragestellungen, neue methodische Zugänge wurden erarbeitet und eine "relativierende Chronologie" im Sinne von Reinhart Kosellecks "Zeitschichten" diskutiert.
Download:
Veranstaltungsbericht von Larissa Schmid (Zentrum Moderner Orient, Berlin) (pdf)
Programm "The World During the First World War" (pdf)
Programmkomitee
Professor Ravi Ahuja, Centre for Modern Indian Studies, University of Göttingen
Professor Helmut Bley, Department of History, University of Hanover
Professor Katrin Bromber, Centre for Modern Oriental Studies, Berlin
Anorthe Kremers, Volkswagen Foundation, Hanover
Dr Susanne Kuß, Department of History, University of Freiburg
Dr Heike Liebau, Centre for Modern Oriental Studies, Berlin
Professor Stefan Rinke, Institute for Latin American Studies, Free University of Berlin
Jan Schmidt, MA, Department of East Asian Studies, University of Bochum