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Neue "Change!"-Projekte gestalten mit Forschung den Wandel

Illustration mit zwei Personen, eine hält einen Bauplan, die andere überklebt eine Litfasssäule

Wie wird unsere Gesellschaft zukunftsfähig? Die VolkswagenStiftung fördert acht neue Forschungsprojekte mit insgesamt 14,4 Mio. Euro. Sie gehen diese Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln an – gemeinsam mit Partner:innen aus der Praxis. Themen sind zum Beispiel smarte Technologien im städtischen Raum oder der Einsatz von KI in der Stadtentwicklung.

Unsere Gesellschaft steht vor großen Veränderungen. Städte müssen besser mit den Folgen des Klimawandels umgehen, das Engagement von Bürger:innen soll gestärkt werden, und neue Technologien sollen das Zusammenleben unterstützen – nicht erschweren. Zu diesen Herausforderungen kann Forschung wichtige Impulse geben. Besonders dann, wenn Wissenschaft und Praxis eng zusammenarbeiten.

Genau hier setzt die Förderinitiative "Change! Fellowships" der VolkswagenStiftung an. Sie unterstützt Wissenschaftler:innen aller Fachrichtungen, die gemeinsam mit Partner:innen außerhalb der Wissenschaft an gesellschaftlichen Veränderungsprozessen arbeiten. Ziel ist es, Wandel nicht nur zu beschreiben, sondern aktiv mitzugestalten.

Förderung für acht trans­disziplinäre Projekte

In der zweiten Bewilligungsrunde der "Change! Fellowships" stellt die Stiftung insgesamt 14,4 Mio. Euro für acht neue Projekte bereit. Die Teams arbeiten transdisziplinär: Forschende aus Sozial-, Wirtschafts-, Rechts-, Kultur- und Technologiewissenschaften kooperieren mit Akteur:innen aus der Praxis. Gemeinsam entwickeln sie neue Perspektiven und Lösungen für zentrale Zukunftsfragen. Die neu geförderten Projekte stellen wir im Folgenden vor:

Smarte Technik für lebendige Städte: Soziale Interaktion im urbanen Raum neu gestalten

Smarte Technologien wie Sensoren, Roboter oder digitale Assistenzsysteme verändern, wie wir uns in Städten bewegen und miteinander kommunizieren. Ein Team aus Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Techniker:innen will Prototypen entwickeln, die im öffentlichen Raum getestet werden sollen. Eine "sprechende" Sitzbank beispielsweise könnte Fremde zum Gespräch anregen, oder ein Roboter als neutraler Vermittler in Konfliktsituationen dienen. In künstlerischen Aktionen und Installationen wollen die Forschenden erproben, wie Technik soziale Interaktion fördern kann. Am Ende soll ein Werkzeugkasten für Städteplaner:innen und Kommunen entstehen, der zeigt, wie man öffentliche Räume mit smarter Technik inklusiver und lebendiger gestalten kann.

Projekt: ENACT – Exploring New Assemblies of Communities & Smart Technologies in Urban Spaces (Dr. Judith Dörrenbächer, Universität Siegen; Alice Ferl, Freies Forum Theater Düsseldorf; rd. 2 Mio. Euro)

KI und Datenanalyse: Die gesellschaftliche Wirkung von NGOs messbar machen

Zivilgesellschaftliche Organisationen wie der World Wildlife Fund (WWF) stehen unter Druck: Fördergelder werden knapper, und sie müssen immer genauer nachweisen, was ihre Arbeit bewirkt. Doch wie misst man die Wirkung von Naturschutzprojekten oder sozialen Initiativen? Ein Team aus Informatiker:innen, Sozialwissenschaftler:innen und Mitarbeitenden des WWF entwickelt ein System, das NGOs hilft, ihre Wirkung besser zu erfassen – auch bei schwer messbaren Effekten wie gesellschaftlichem Wandel. Dafür greift das Team auf Interviews, Umfragen und KI-gestützte Datenanalysen zurück. In Fallstudien in Kambodscha und Brasilien testet es, wie NGOs ihre Arbeit transparenter machen und erfolgreiche Ansätze ausbauen können. Am Ende sollen eine offene KI-Plattform, ein Leitfaden und Schulungsmaterial entstehen.
Projekt: Data-Driven Transformative Impact: Reshaping Innovation in NGOs for Social Change (Prof. Dr. Orestis Papakyriakopoulos, Technische Universität München; Anne Merkle, World Wildlife Fund Schweiz, Zürich; rd. 1,6 Mio. Euro)

Afrikanische Perspektiven in der KI-Governance stärken

Mächtige Akteur:innen wie die USA, die EU und China dominieren die Entwicklung Künstlicher Intelligenz – doch was ist mit Afrika? Obwohl der Kontinent digital immer aktiver wird, haben afrikanische Stimmen oft wenig Einfluss auf globale KI-Regeln. Ein Team aus Politikwissenschaftler:innen, Medienexpert:innen und NGOs will das ändern: Sie untersuchen, wie afrikanische Länder und Institutionen mehr Mitsprache in der KI-Governance bekommen können. Dafür analysieren sie Grundrechts-Chartas, führen Umfragen in mehreren Ländern durch und diskutieren mit zivilgesellschaftlichen Gruppen. Im Rahmen des Projekts sollen bspw. digitale Politikforen entstehen sowie erzielt werden, dass KIs afrikanische Werte und Bedürfnisse berücksichtigen – statt nur westliche oder chinesische Standards zu übernehmen.

Projekt: Fostering Digital Pan-Africanism in AI Governance through Evidence and Action (AI PAN-AFRICANISM) (Dr. Dennis Redeker, Universität Bremen; Vivian Affoah, Media Foundation for West Africa, Accra, Ghana; Paula Martins, Association for Progressive Communications, Barcelona, Spanien; Edetaen Ojo, Media Rights Agenda, Lagos, Nigeria; rd. 1,9 Mio. Euro)

Change! Fellowships

Wir brauchen Veränderungen in unserer Gesellschaft und in den bestehenden Strukturen, um die Vielzahl der Krisen zu bewältigen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Von der Wissenschaft wird erwartet, dass sie planetare Grenzen und Vulnerabilitäten aufdeckt, faktenbasierte Handlungsoptionen erforscht und zu Lösungen beiträgt. Daher sucht die VolkswagenStiftung Persönlichkeiten aus der Wissenschaft, die gemeinsam mit außerwissenschaftlichen Stakeholdern zu Transformationsprozessen forschen und diese anschieben möchten.

Zur Förderinitative

Küstenstädte nachhaltig gestalten: Naturschutz und Stadtentwicklung neu verbinden

Steigende Meeresspiegel, schrumpfende Lebensräume und wachsender Siedlungsdruck – Küstenstädte stehen vor enormen Herausforderungen. Doch wie lassen sich Naturschutz und Stadtentwicklung so gestalten, dass Mensch und Natur gleichermaßen profitieren? Ein internationales Forschungsteam wird für drei europäische Küstenstädte in Bulgarien, Spanien und Albanien innovative Schutzkonzepte entwickeln und untersuchen, wie sie in der Praxis funktionieren können. Im Mittelpunkt steht das Prinzip der "konvivialen Naturschutzarbeit": Statt starre Schutzgebiete zu schaffen, sollen Anwohner:innen, Künstler:innen und lokale Akteur:innen gemeinsam Lösungen entwickeln, die Ökosysteme bewahren und gleichzeitig Lebensqualität verbessern. Durch "Urban Living Labs" testet das Team neue Ansätze – von partizipativer Stadtplanung bis zu kreativen Nutzungsformen für Küstengebiete. Die Ergebnisse sollen in Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis einfließen, darunter ein Handbuch für nachhaltige Küstenentwicklung. Ziel ist es, Modelle zu schaffen, die auch auf andere Regionen übertragbar sind.

Projekt: Convivial Waterfronts: Reimagining urban coastal conservation for just sustainability Transformations (Dr. Anna Antonova, Technische Universität München; Diyana Kostovska, Bulgarian Biodiversity Foundation, Sofia, Bulgarien; Juan Martín Bermúdez, Fund for the Stewardship and Recovery of the Salt Marsh, Cádiz, Spanien; Xherri Xhemal, Protection and Preservation of Natural Environment in Albania, Tirana, Albanien; rd. 1,9 Mio. Euro)

Digitale Justiz der Zukunft: Nutzerfreundlich, rechtsstaatlich, föderal

Wie lässt sich die Digitalisierung der Justiz so gestalten, dass sie verfassungsgemäße Werte bewahrt und gleichzeitig an den Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen und Akteur:innenen, die mit dem Justizwesen zu tun haben, nutzerfreundlicher wird? Ein Team aus Rechtswissenschaften und der Praxis wird gemeinsam mit Bürger:innen, Richter:innen und Verwaltungsmitarbeitenden digitale Lösungen für die Gerichtsbarkeit entwickeln. In zehn Design-Sprints sollen Prototypen für drei Bereiche entstehen: rechtliche Leitlinien für die föderale Umsetzung, digitale Werkzeuge zur Stärkung der richterlichen Unabhängigkeit und barrierefreie Schnittstellen für Bürger:innen. Die Ergebnisse werden in einem dynamischen Whitepaper, einer Prototypen-Bibliothek und einer Ideen-Datenbank gebündelt – und über den E-Justice-Rat (ein Gremium zur Digitalisierung der Justiz) sowie Partnerschaften mit Justizverbänden verbreitet.

Projekt: Future(s) of Justice (Prof. Dr. Christian Djeffal, Technische Universität München; Sina Doerr, Legal Tech Verband Deutschland e. V., Berlin; rd. 1,7 Mio. Euro)

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Die Gesellschaft positiv verändern: Stiftung fördert transformative Forschungsprojekte

Für eine lebenswerte Gesellschaft sind positive Veränderungen nötig. Die Stiftung fördert mit "Change!" 17 Projekte mit 28 Mio. Euro, die Forschung und Praxiswissen verbinden – von Bildungsgerechtigkeit über Küstenforschung bis hin zu KI in der Strafverfolgung.

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Klimaschutz im Alter: Nachhaltige Einkommen für Senior:innen in Vietnam

In vielen Ländern des Globalen Südens steigt der Anteil der älteren Bevölkerung – doch ihre Rolle im Klimaschutz wird oft übersehen. Ein Forschungsteam wird untersuchen, wie ältere Menschen in Vietnam durch nachhaltige Einkommensquellen gleichzeitig ihr Auskommen sichern, ihre Gesundheit stärken und dem Klimawandel entgegenwirken können. In 72 generationenübergreifenden Initiativen wird das Team klimafreundliche Vorhaben wie Gemeinschaftsgärten oder Recyclingprojekte testen. Es wird mithilfe von Befragungen, Interviews und wissenschaftlichen Auswertungen analysieren, wie sich diese Ansätze auf Einkommen, Gesundheit und CO₂-Bilanz auswirken. Die Ergebnisse sollen in konkrete Politikempfehlungen für die vietnamesische Regierung einfließen – etwa zur Förderung von Senior:innen als Akteur:innen der Nachhaltigkeit. Neben Fachpublikationen sollen bspw. Blogbeiträge, Lehrvideos und eine Projektwebsite entstehen, um die Erkenntnisse öffentlich zugänglich zu machen.

Projekt: BAMBOOST – Introducing bamboo farming and biochar production in Vietnam's Intergenerational Self-Help Clubs to boost climate change mitigation, economic inclusion and health in an ageing society (Dr. Manuela Fritz, Technische Universität München; Thang Nguyen Duc, Thanh Hoa Association of the Elderly, Than Hoa City, Vietnam; Thuy Tran Bich, Vietnam Organization for Better Ageing, Hanoi, Vietnam; rd. 1,9 Mio. Euro)

Grüne Jobs im Wandel: Wo die ökologische Transformation Arbeit schafft

Der Ausstieg aus fossilen Energien schafft neue Jobs – doch nicht alle Regionen und Branchen profitieren gleich davon. Ein europäisches Forschungsteam will in dem Forschungsprojekt ein Echtzeit-Monitoring-Tool entwickeln, das mithilfe von KI und LinkedIn-Daten von über 170.000 Cleantech-Unternehmen zeigt, wo grüne Arbeitsplätze entstehen und welche Qualifikationen gefragt sind. In Fallstudien in Bayern und Nordschottland werden die Forscher:innen gemeinsam mit einem Trainingsinstitut und einer Filmproduktionsfirma analysieren, wie sich Arbeitsmärkte verändern. Durch Einbeziehung bspw. von Dokumentarfilmen über betroffene Arbeitnehmer:innen wollen sie zudem die menschliche Dimension des Wandels sichtbar machen. Die Ergebnisse fließen in ein öffentlich zugängliches Dashboard, regionale Politikempfehlungen und wissenschaftliche Publikationen ein, um Unternehmen und Behörden bei der sozialverträglichen Gestaltung des Wandels zu unterstützen.

Projekt: Jobs in the ecological transition: Global, regional and community level opportunities for the workforce (JET-GROW) (Prof. Dr. Florian Egli, Technische Universität München; Simon Schmid, SkillLab BV, Amsterdam, Niederlande; Dr. Avril Thomson, National Manufacturing Institute Scotland, Renfrewshire; rd. 1,6 Mio. Euro)

Stadt, Wasser, KI: Kreative Zukunftsbilder für nachhaltige Urbanität

Künstliche Intelligenz kann mehr als nur Daten analysieren – sie kann auch kreative Ideen liefern. Wie lassen diese sich nutzen, um die Stadt der Zukunft zu gestalten? Ein Team aus Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Planer:innen will mithilfe von KI am Fallbeispiel Wasser nachhaltige Zukunftsszenarien entwickeln. Denn Wasser steht für viele Herausforderungen: Hochwasser, Dürre, aber auch soziale Ungleichheit. Die Forschenden wollen bspw. Messdaten mit persönlichen Erfahrungen Betroffener verbinden und diese in die KI einspeisen. Dabei wird die KI bewusst nicht zur Vorhersage eingesetzt, sondern spekulativ als Co‑Creator genutzt, um vielfältige Zukunftsbilder zu entwerfen. Ihre Erkenntnisse wollen die Forschenden in Form von Kunstwerken und Ausstellungen aber auch offenen KI-Werkzeugen wie einer "Briefschreibmaschine" an Entscheidungsträger:innen zugänglich machen, um den Dialog zwischen Politik und Gesellschaft zu stärken.

Projekt: Currents of Imagination. Co-Creating Urban Water Futures Through AI, Art, and Transdisciplinary Collaboration (Dr. Hilke Marit Berger (Hilke Marit Berger soll im Rahmen einer Direktberufung eine W2-Professur im Fachbereich Philosophie (Institut Liberal Arts & Sciences) der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg erhalten und die inner- sowie transfakultäre Zusammenarbeit im Bereich der KI-Forschung in einer kreativ-künstlerischen Ausrichtung stärken.); Tina Lorenz, Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe; rd. 1,9 Mio. Euro)

Alle Details zur Förderinitiative "Change! Fellowships".

Die Gesichter von Annabella Hüfler-Fick und Mona Weyrauch.

Change! Fellowships and Research Groups

Was müssen Wissenschaftler:innen bei der Antragstellung beachten? Annabella Hüfler-Fick und Mona Weyrauch geben Auskunft.

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