Rund 118 Mio. Euro Förderung aus dem "Vorab" für niedersächsische Hochschulen

Das Kuratorium der VolkswagenStiftung hat 118,5 Mio. Euro Fördermittel beschlossen, die an Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Niedersachsen gehen. Der Schwerpunkt liegt auf Digitalisierungsprojekten und dem Gewinnen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Niedersachsen.

64,9 Mio. Euro stehen nach dem Beschluss des Kuratoriums vom 28. Juni 2019 für neue Fördermaßnahmen in der niedersächsischen Wissenschaftslandschaft zur Verfügung – zusätzliche 53,6 Mio. Euro wurden für bereits laufende Projekte bewilligt. Die Vorschläge zur Verwendung der Mittel aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung wurden vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) eingebracht. 

In der Strukturlinie "Neue Forschungsgebiete" stehen ca. 17,5 Mio. Euro für neue Vorhaben bereit. Neben Mitteln für neue Vorhaben sind in der Linie außerdem gut 12 Mio. Euro für bereits laufende Projekte vorgesehen. Bei den neuen Vorhaben fließen 10 Mio. Euro in den Aufbau eines DFKI-Labors (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) Niedersachsen in Osnabrück und Oldenburg. Denn für das logische Erfassen von physischen, aber auch virtuellen Situationen – sei es das Verhalten einer Menschenmenge oder beispielsweise eine wirtschaftliche oder organisatorische Situation – und das Einordnen der aufgenommenen Informationen in einen Kontext, müssen künstliche Intelligenzen (KI) speziell ausgerüstet und programmiert werden. Denn nur so können sie zielgerichtet agieren und für Nutzerinnen und Nutzer beherrschbar und erklärbar sein. Das so genannte interpretierende Wahrnehmen komplexer Situationen und Umgebungen ist für künstliche Intelligenzen dennoch nach wie vor eines der zentralen Grundlagenprobleme – und wird es voraussichtlich auch noch lange bleiben. Dieser Problemstellung will sich das DFKI-Labor Niedersachsen künftig an zwei Standorten mit jeweils zwei Arbeitsgruppen widmen.

Innerhalb der Strukturlinie "Holen & Halten" ist mit rund 14,6 Mio. Euro die Finanzierung mehrerer Professuren eingeplant, eine davon ist für Innovationsforschung, Technologie-Management und Entrepreneurship konzipiert und wird – ausgestattet mit 2,5 Mio. Euro Fördermitteln – an der Leibniz Universität Hannover angesiedelt sein. Die W3-Professur wird aufgebaut, um Innovationsprozesse erforschen, begleiten und vorantreiben zu können. Sie wird im Spannungsfeld zwischen innovativer Wissenschaft und dem nachhaltigen Umgang mit Technologien angesiedelt sein. Mithilfe der Schnittstellenprofessur soll ein wissenschaftsbasierter Ansatz zur Förderung von Sprunginnovationen, also Neuentwicklungen mit hohem Marktpotenzial, realisiert werden. Vor allem sollen Fragestellungen aus den Bereichen Biotechnologie und Digitalisierung adressiert und miteinander verknüpft werden. Langfristiges Ziel ist es, von der Professur ausgehend ein Kompetenzzentrum im Sinne eines "Innovation Hub" zu etablieren.

In die Strukturlinie "Programme und Ausschreibungen" werden 31 Mio. Euro an neuen Mitteln fließen. Der größte Anteil geht dabei mit 16 Mio. Euro in die Ausschreibungen "Digitalisierung in den Naturwissenschaften". In den Naturwissenschaften werden verstärkt Erkenntnisse aus großen Datenmengen gewonnen – beispielsweise bei der Analyse des Genoms, bei der Untersuchung von Wetter- und Klimadaten sowie bei der Astro- und Teilchenphysik. Die Digitalisierung spielt hier eine entscheidende Rolle, denn für solche Analysen ist der Einsatz von Computertechnologien vonnöten, deren Entwicklung mit dem Umfang der sich neu bietenden Möglichkeiten Schritt halten muss. Mit der Ausschreibung sollen daher Projektteams gefördert werden, die sich interdisziplinär und anwendungsorientiert mit Aspekten der Digitalisierung zur Bearbeitung originär naturwissenschaftlicher Fragestellungen befassen und gleichzeitig den Transfer neu gewonnenen Wissens im Blick haben. Die Disziplinen, die diese Ausschreibung adressiert, reichen von Biologie, Chemie und Physik über Geo- und Umweltwissenschaften bis hin zu Meeres-, Küsten- und Biodiversitätsforschung.

Darüber hinaus werden zusätzliche 10 Mio. Euro für die Ausschreibung "Digitalisierungsprofessuren für Niedersachsen" bereitgestellt. Für bereits laufende Vorhaben innerhalb der Strukturlinie stehen nochmals gut 35,8 Mio. Euro zur Verfügung. 

Rund 1,8 Mio. Euro gehen in neue "Forschungsverbünde und -schwerpunkte". Zudem fließen hier rund knapp 5,7 Mio. Euro in bereits bestehende Projekte.

Niedersächsisches Vorab

Nach § 8 Abs. 2 der Satzung der VolkswagenStiftung setzt sich das "Vorab" aus drei Teilen zusammen: Es umfasst zum einen den Gegenwert der jährlichen Dividende auf nominal 77,3 Mio. Euro VW-Aktien, der der VolkswagenStiftung aus der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Volkswagen Aktiengesellschaft zusteht, ferner den Ertrag aus der Anlage von 35,8 Mio. Euro aus einem Vertrag mit dem Land Niedersachsen von 1987 sowie zehn Prozent der übrigen zur Verfügung stehenden Fördermittel.