Opus Primum Förderpreis verliehen: Diskurs über CRISPR/Cas ist überfällig

Die Verleihung des Opus Primum Förderpreises für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation am 20. November in Schloss Herrenhausen machte deutlich, wie wichtig der öffentliche Diskurs auch über komplexe wissenschaftliche Inhalte ist.

"Die Lektüre ist schwierig, weil das Thema schwierig ist", beginnt die Wissenschaftsjournalistin Dr. Jutta von Campenhausen wenig schmeichelhaft ihre Laudatio auf die diesjährige Sachbuchpreisträgerin des Opus Primum. "Der Stoff ist aber spannend, er ist sogar existenziell", relativiert die Laudatorin sogleich, "Es geht in gewisser Weise um die Zukunft der Menschheit." Der Titel des Buches, von dem von Campenhausen spricht, lautet "Technikfolgenabschätzung des CRISPR/Cas-Systems. Über die Anwendung in der menschlichen Keimbahn". Verfasst hat es die Medizinerin Annika Hardt, die erst am Vortag der feierlichen Verleihung ihr drittes Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen hat – und somit gleich doppelten Grund zur Freude hatte.

Annika Hardt hat von Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, die Urkunde für den Opus Primum 2019 erhalten. (Foto: Stefan Koch für VolkswagenStiftung)

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Laudatorin von Campenhausen stimmt ihr zu: "Aber der Diskurs darüber, welche Probleme wir biotechnisch lösen wollen und dürfen – wenn wir es irgendwann können –, ist schon jetzt wichtig." Und fügt hinzu, dass die Forscherin eine Risiko-Nutzen-Analyse auf der Höhe der Zeit geschaffen hat. "Und außerdem hat sie für eine medizinische Dissertation ein ziemlich dickes Brett gebohrt."

In Anbetracht der Komplexität der Forschungsfrage sowie der moralischen, rechtlichen und ethischen Aspekte, der sie sich gewidmet hat, wünscht sich Annika Hardt schlichtweg "einen achtsamen und aufmerksamen Umgang mit der Thematik." Dies sei Hardt in ihrem Werk zweifellos gelungen, findet Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, als er ihr die Opus-Primum-Urkunde überreicht: "Dieses Buch findet weit über den Tellerrand hinaus Interessentinnen und Interessenten, die sich über die Thematik informieren wollen." Bei der Entscheidung über die Vergabe des Förderpreises spiele immer eine große Rolle, dass dessen Thema eine Relevanz über das eigentliche Fach hinaus besitzen und das Buch auch einer breiten Öffentlichkeit verständlich sein soll.

Die Wissenschaftsjournalistin Dr. Jutta von Campenhausen hielt die Laudatio auf die diesjährige Gewinnerin des Opus Primum Förderpreises 2019. (Foto: Stefan Koch für VolkswagenStiftung)

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Musikalisch untermalt wurde der Abend von den Musikern Asya Fateyeva und Stepan Simonian, intellektuell ergänzt von Prof. Dr. Aleida Assmann, Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, und ihrem Impulsvortrag "Aufsatteln und Umsatteln – oder: Wie verändern sich die Rahmenbedingungen unseres Denkens?" Die Verleihung von NDR Kultur Sachbuchpreis fand in diesem Jahr zum 11. Mal statt, die des Opus Primum zum neunten Mal. Die Frist für Einsendungen zum Opus Primum in 2020 wird im kommenden Frühjahr bekannt gegeben.

Biografische Daten

Annika Hardt (Jg. 1986) ist Medizinerin und arbeitet in der Forschungsgruppe "Ethik in der Informationstechnologie" an der Universität Hamburg. Als Doktorandin war sie unter anderem im Fachbereich der Klinik für Stammzelltransplantation sowie beim Forschungsschwerpunkt "Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt" der Uni Hamburg tätig. Aktuell schließt sie das Studium der Humanmedizin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf ab und strebt an, sich als Assistenzärztin im Fachbereich der (Radio)Onkologie weiterzubilden und wissenschaftlich zu engagieren.

Bibliografische Angabe

"Technikfolgenabschätzung des CRISPR/Cas-Systems. Über die Anwendung in der menschlichen Keimbahn", Annika Hardt; De Gruyter; 312 Seiten, 49,95 Euro

Weitere Beiträge zum Thema

Link zu einem ausführlichen Interview mit Annika Hardt zu ihrem Siegertitel.

Link zur Pressemitteilung zur Gewinnerin des Opus Primum 2019.

Hintergrundinformationen zum Förderpreis Opus Primum

Mit dem Förderpreis Opus Primum möchte die VolkswagenStiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken und hervorheben, dass Wissenschaftsvermittlung für die deutsche Forschung eine zentrale Aufgabe ist. Die Auszeichnung wird seit 2011 jährlich für eine deutschsprachige Publikation von hoher wissenschaftlicher Qualität vergeben, die gut lesbar geschrieben und auch einem breiteren Publikum verständlich ist.

Link zu den bisherigen Gewinnerinnen und Gewinner des Förderpreises Opus Primum.

Für die musikalische Untermalung der feierlichen Abendgala sorgten Asya Fateyeva und Stepan Simonian. (Foto: Stefan Koch für VolkswagenStiftung)