Literarisch Brücken bauen

Lichtenberg-Professor Kai Sina und sein Team wollen mit einem neuen Blog eine Debatte über die Chancen und Herausforderungen der Transatlantischen Literaturgeschichte initiieren.

"Literature between Europe, the Americas — and beyond." – So beschreiben die Herausgebenden um Kai Sina ihren neuen Blog. Mit dem Ziel, eine Debatte über die Chancen und Herausforderungen des Forschungsfelds "Transatlantische Literaturgeschichte" zu initiieren, ist er dieser Tage unter dem Titel "Transatlantic Literary History: Notes, Essays, Documents" erschienen. Die Blogbeiträge werden via Ankündigungslinks auf Twitter und Institutshomepage allen Interessierten frei zugänglich gemacht. 

Seit April lehrt und forscht Kai Sina am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, seine von der VolkswagenStiftung geförderte Lichtenberg-Professur soll der Stärkung der Transantlantischen Literaturgeschichte dienen. "Eigentlich hatte ich zum Auftakt der Lichtenberg-Professur ein internationales Symposium geplant, das Grundfragen der Transatlantischen Literaturwissenschaft diskutieren sollte", erklärt der Literaturwissenschaftler. "Corona hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Blog ist der Versuch, auf andere Weise in einen kritischen Austausch einzutreten, und ich bin sehr glücklich, dass sich viele hochinteressante Forscherinnen und Forscher daran beteiligen werden. Bestenfalls entsteht so in den kommenden Monaten ein vielstimmiger Entwurf dessen, was die Transatlantische Literaturforschung im Einzelnen ausmacht."

Sina: "Akzent liegt auf dem Unabgeschlossenen" 

Eröffnet wird der Blog durch einen Essay von David D. Kim, der sich an der University of California in Los Angeles mit Fragen der postkolonialen und globalen Literaturgeschichte befasst. In dem Artikel "Carried by the Sea" reflektiert er über die ethnische und kulturelle Diversität seiner Universität und ihre Bedeutung für seine wissenschaftliche Arbeit. In diesem Zusammenhang weist er auf die Gefahr hin, die transatlantische Sphäre kurzerhand mit dem Konzept des ‚Westens‘ gleichzusetzen.

Über die in der nächsten Zeit erscheinenden Grundlagenessays hinaus sollen auf dem Blog künftig wissenschaftliche Einzelprojekte sowie einschlägige Funde aus Literatur und Archiv vorgestellt werden. Nach und nach soll dadurch ein Forum entstehen, das den Lesenden einen Eindruck gibt vom historischen Reichtum und von der methodischen Vielfalt der Transatlantischen Literaturforschung.

"Der Akzent soll dabei bewusst auf dem Unabgeschlossenen, dem Work in Progress liegen, das in der klassischen Fachzeitschrift eher keinen Platz findet", bemerkt Kai Sina, der selbst bereits Essays auf dem "Medium"-Blog des Thomas Mann House in Pacific Palisades und auf "De Gruyter Conversations" veröffentlicht hat. "Gerade in der Vorläufigkeit besteht für mich der Reiz des Mediums Blog."

Hintergrund: Lichtenberg-Professuren der VolkswagenStiftung

Mit den Lichtenberg-Professuren unterstützt die VolkswagenStiftung herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, frühzeitig ein eigenständiges neues und interdisziplinäres Forschungsfeld an einer Universität ihrer Wahl fest zu verankern. Mittlerweile wurde die Initiative beendet und durch die Nachfolge "Lichtenberg-Stiftungsprofessuren" ersetzt.

Neben Grundlagenessays sollen auf dem Blog künftig wissenschaftliche Einzelprojekte sowie einschlägige Funde aus Literatur und Archiv vorgestellt werden. (Screenshot: Transatlantic Literary History/Medium)