Förderung für Vorhaben, die das Wissenschaftssystem verändern

Mit einem neuen Angebot unterstützt die Stiftung Projekte, die nachhaltig das Wissenschaftssystem verbessern wollen. Das erste bewilligte Vorhaben zielt darauf ab, Erkenntnisse aus Laborexperimenten so zu bündeln, dass Tierversuche reduziert und aussichtsreiche Behandlungsansätze für die Medizin besser identifiziert werden können.

Viele Behandlungen in der Biomedizin, die in Laborexperimenten vielversprechend sind, funktionieren beim Versuch mit menschlichen Probanden in der klinischen Forschung nicht genauso. Eine systematische Erfassung von Experimenten und deren Auswertung, wie sie in der klinischen Forschung gebräuchlich ist, fehlt bisher für diese präklinischen Studien. Das will Neurobiologin Dr. Sarah McCann, Mitarbeiterin im QUEST Center des Berlin Institute of Health in der Charité, ändern. QUEST steht dabei für Qualität, Ethik, Open Science und Translation in der medizinischen Forschung. 

In dem von der Stiftung geförderten Projekt "COReS: Communities for Open Research Synthesis - accelerating translation of biomedical evidence" will McCann ein offenes Netzwerk von Wissenschaftler:innen aufbauen, die im präklinischen Bereich vorliegende Ergebnisse systematisch überprüfen und ihre Einschätzung über eine digitale Plattform öffentlich zur Verfügung stellen. Andere Forschende könnten anhand dieser Einordnung die Qualität bereits vorliegender Erkenntnisse und durchgeführter Experimente besser nachvollziehen und Rückschlüsse für ihre eigene Forschung ziehen, z.B. ob und welche Tierversuche noch notwendig sind. Bei ihrem Vorhaben unterstützt die Stiftung McCann in den nächsten drei Jahren mit bis zu 668.000 Euro.

COReS ist eine Weiterentwicklung der von Charité 3R geförderten Initiative CAMARADES. Diese schult Forschende darin, systematische Überprüfungen und Meta-Analysen von Tierstudien durchzuführen, um qualitativ hochwertigere Tierforschung mit einem größeren Nutzen für Patienten zu verbinden. COReS erweitert diese Aspekte nun um den Aufbau einer Infrastruktur zur systematischen Bewertung experimenteller Forschungsarbeiten und den offenen Austausch zwischen Forschenden.

Gelingt es McCann, solch systematische Reviewprozesse in der präklinischen Forschung zu verankern, ist dies ein wichtiger Impuls für die Biomedizin. Zudem ist das Projekt von Beginn an so angelegt, das es auch nach der Unterstützung durch die Stiftung weitergeführt werden kann. Damit erfüllt es die wichtigsten Kriterien des neuen Förderangebots "Pioniervorhaben: Impulse für das Wissenschaftssystem" der VolkswagenStiftung. 

"Mit unserem Angebot wollen wir Forschende und Wissenschaftsmanager:innen dabei unterstützen, mit ihren Ideen das System zu verändern. So soll die Wissenschaft innovativer und resilienter gegenüber neuen Herausforderungen werden", sagt Dr. Henrike Hartmann, Abteilungsleiterin Förderung.

Hintergrund

Die Initiative bildet einen Baustein im Profilbereich "Wissen über Wissen ‒ Reflexion und Praxis der Wissenschaft", mit dem die Stiftung im Rahmen ihrer neuen Förderstrategie das Wissenschaftssystem in den Fokus stellt, um Optimierungsbedarfe zu reflektieren sowie Veränderungen anzustoßen und zu ermöglichen. Auch für die Wissenschaftsforschung wird es in diesem Profilbereich Förderangebote geben. Weitere Informationen folgen dazu in den kommenden Wochen auf der Internetseite der Stiftung. 

Mann erstellt mit Rasenmäher ein Gartenlabyrinth

Ziel des neuen Förderangebotes ist es, Experimentierräume für grundsätzliche Neuerungen und wesentliche Verbesserungen in Bereichen des deutschen Wissenschaftssystems zu schaffen. (Foto: Fanatic Studio - gettyimages)