Eigenwillige Blicke auf Krieg und Militarismus

Ein Aufsatzband fasst neue Forschungsergebnisse zu Objekten der Heidelberger Sammlung Prinzhorn zusammen.

Die vorherrschenden Stimmungen und Themen der Gesellschaft ließen auch die Patientinnen und Patienten psychiatrischer Anstalten in der Zeit des Deutschen Reichs nicht unberührt. Das zeigen ihre künstlerischen Arbeiten, die Krieg und Militarismus spiegeln, sie wie in einem Brennglas bündeln oder "zur Kenntlichkeit verzerren" – wie es im Vorwort des jetzt erschienenen Buches "Uniform und Eigensinn" heißt.

In zehn Aufsätzen werden Motive und Themen der von psychisch Kranken geschaffenen Bilder, Skulpturen und Schriften analysiert bzw. übergeordnete historische Aspekte beleuchtet. Es wird gezeigt, wie das Militär nicht nur von ehemaligen Soldaten als stabilisierende oder zerstörende Macht der Lebensgeschichte empfunden wurde und welche unterschiedlichen Assoziationen und Verarbeitungen durch populäre Bilder von Kriegsgeräten und Uniformträgern ausgelöst wurden. Um den künstlerischen Werken der Patienten auch in ihren irrationalen, existentiellen Funktionen gerecht zu werden, verknüpfte das Vorhaben sozialhistorische und bildwissenschaftliche Aspekte innovativ miteinander.

Das von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Sammlung Prinzhorn in Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg und dem Militärhistorischen Museum Dresden durchgeführte Projekt wurde von der VolkswagenStiftung in ihrer Initiative "Forschung in Museen" gefördert.

Literaturangabe

Uniform und Eigensinn. Militarismus, Erster Weltkrieg und Kunst in der Psychiatrie
Verlag: Das Wunderhorn, Heidelberg, 2019

Visionäre Bilder

Einen ausführlichen Bericht über die Sammlung Prinzhorn und das Forschungsprojekt finden Sie unter dem Titel "Visionäre Bilder" (S. 24-35) in unserem Magazin "Impulse", Ausgabe 2017. Das Heft können Sie kostenlos herunterladen unter "Impulse 2017 - Was Kunst und Wissenschaft verbindet" ( pdf, 5 MB)

Dr. Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn, mit einer Soldaten-Skulptur des Künstlers Karl Genzel. (Foto: Felix Schmitt)