Leibniz-Preis für Savoy und Hasse

Die mit je 2,5 Mio. Euro dotierte Auszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ging in diesem Jahr u. a. an Bénédicte Savoy, TU Berlin (Opus Magnum) und Dag Nikolaus Hasse, Uni Würzburg (ehem. Lichtenberg-Professur).

Der Philologe und Philosoph Dag Nikolaus Hasse hat mit seinen Arbeiten grundlegend neue Einblicke in die Anfänge des modernen Europa eröffnet. Im Mittelpunkt seines Werkes stehen die Beziehungen zwischen der christlich-lateinischen, arabischen und jüdischen Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft vom Mittelalter bis zur Aufklärung. Mit einer ganzen Reihe von Studien konnte Hasse zeigen, wie intensiv und fruchtbar der kulturelle Austausch zwischen Gelehrten und Institutionen aus Orient und Okzident war. In seinen Arbeiten verbindet er historisch-philologische Forschung mit detektivischer Beobachtungsgabe und neuen, selbst entwickelten Analyseverfahren. So identifizierte er mit computergestützten Methoden die sprachlichen Eigenheiten einzelner Übersetzer arabischer Texte und rekonstruierte so deren Einfluss auf die großen Übersetzerschulen, aber auch die höfische Gelehrsamkeit in Morgen- und Abendland. Ebenso grundlegend sind zwei von Hasse geleitete Langzeitprojekte, die die Veränderungen des ptolemäischen Weltbildes im west-östlichen Austausch und die fachsprachlichen Beziehungen zwischen lateinischer und arabischer Welt erschließen. Hasse hatte eine Lichtenberg-Professur der VolkswagenStiftung inne und wurde 2010 an der Universität Würzburg auf den Lehrstuhl für Philosophie III (Geschichte der Philosophie) berufen.

Verschiedene Perspektiven auf Paris

Bénédicte Savoy schlägt in ihren wissenschaftlichen Arbeiten, aber auch in großen Ausstellungsprojekten die Brücke zwischen der deutschen und französischen Kunstgeschichte in europäischer Perspektive und betrachtet diese als wichtiges Feld der deutsch-französischen Beziehungen überhaupt. Wegweisend für diese Verknüpfung und ebenso für Savoys lebendige Vermittlung komplexer Sachverhalte war bereits ihre Dissertation über den französischen Kunstraub in Deutschland während der napoleonischen Besatzung. Weitere Studien beschrieben etwa die Ausstellung der Nofretete in Berlin als "deutsch-französische Affäre" und die Entstehung der öffentlichen Museen in Deutschland als politisch-kunstgeschichtliche Unternehmung – ein Ansatz, der Savoy zuletzt zu Prozessen des "nation building" führte, die sie aus der Perspektive der Museums- und Sammlungskultur beleuchtete. Großen Erfolg hat die gebürtige Französin auch als Ausstellungsmacherin. Die VolkswagenStiftung unterstützt Bénédicte Savoy in der Förderinitiative Opus magnum bei ihrem Buchprojekt "Paris – Hauptstadt der deutschen Romantik". Link zur Homepage der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit allen Preisträgerinnen und Preisträgern.

Der Leibniz-Preisträger und ehemaliger Lichtenberg-Professor Dag Nikolaus Hasse. (Foto: Felix Schmitt für VolkswagenStiftung)