Opus Primum Preis für Publikation über Indianer-Missionierung

Dr. Manuel Menrath von der Universität Luzern erhält für sein Buch "Mission Sitting Bull: Die Geschichte der katholischen Sioux" den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis Opus Primum der VolkswagenStiftung für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation. Die Auszeichnung wird zusammen mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis am 23. November 2016 im Schloss Herrenhausen in Hannover verliehen. Medienvertreter(innen) sind herzlich eingeladen.

Kaum jemand in Europa weiß, dass ein Großteil der Sioux dem katholischen Glauben angehört. Einst galten sie als das kriegerischste Volk auf dem Gebiet der heutigen USA. Unter ihren Anführern Red Cloud (1822-1909) und Sitting Bull (ca. 1831-1890) lehrten sie die weißen Siedler das Fürchten. Doch nachdem die Büffel beinahe ausgerottet waren und die Armee ihre Jagdgründe endgültig besetzt hatte, mussten sich auch die letzten Widerstandskämpfer mit ihren Familien ins Reservat begeben. Dort wurden sie von Geistlichen wie dem Schweizer Benediktiner Martin Marty (1834-1896) missioniert und "zivilisiert". Während sich Red Cloud katholisch taufen ließ, hielt Sitting Bull am traditionellen Glauben fest. Damit forderte er Marty und seine Missionare immer wieder aufs Neue heraus.

"Marty träumte von einem rein katholischen Mittleren Westen der USA und wollte die Sioux zu betenden Bauern umerziehen", erläutert Menrath. "Daher reiste er sogar dem allseits gefürchteten Chief Sitting Bull nach, als sich dieser noch auf dem Kriegspfad befand." Dem Kirchenmann wurde immer wieder große Wertschätzung zuteil, in den USA und der Schweiz. Die Sioux hingegen erlebten die Missionierung als Trauma und Tragödie. Über die Folgen sprach Menrath vor Ort u. a. mit einem Urenkel von Sitting Bull: "Einige Reservate gleichen Drittweltgebieten mit einer Arbeitslosigkeit von 85 Prozent, einer Lebenserwartung von 45 Jahren und enorm hohen Selbstmordraten. In Standing Rock, dem Reservat in dem Marty wirkte, kommt es zurzeit zu gewalttätigen Protesten der Indianer, die den Bau einer Pipeline durch das Begräbnisfeld ihrer Ahnen verhindern wollen."

Ein ausführliches Interview mit dem Preisträger lesen Sie hier.

Aus der Begründung der Jury:

"Manuel Menrath schildert die Wucht der katholischen Missionierung unter den Sioux-Indianern Ende des 19. Jahrhunderts durch den Benediktiner Martin Marty und seine Gehilfen. Dabei arbeitet der Autor ohne Schwarzweißmalerei die Dynamik zwischen neuem Glauben und traditioneller Weltanschauung so plastisch heraus, dass der Leser das Handeln beider Seiten nachvollziehen kann. Ihm gelingt es, durch einen klugen und kritischen Umgang mit den Quellen intensiv und mitreißend über eine Vergangenheit zu erzählen, die bisher nur in Teilen aufgearbeitet worden ist."

Biografische Daten

Manuel Menrath, Jg. 1974, wurde in Luzern geboren. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Sekundarlehrer in Beromünster hat er an der Universität Luzern die Fächer Geschichte, Philosophie und Religionswissenschaft studiert. Seit 2009 arbeitet er dort als Assistent für Neueste Geschichte am Historischen Seminar und wurde 2014 promoviert. Manuel Menrath steht für Pressegespräche gern zur Verfügung. Interview-Anfragen richten Sie bitte an presse@volkswagenstiftung.de.

Bibliografische Angabe

"Mission Sitting Bull. Die Geschichte der katholischen Sioux", Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 2016; 373 Seiten mit 50 s/w Abb.; 39,90 Euro (48,70 CHF)

Medieneinladung zur Preisverleihung

Die Preisverleihung findet am Mittwoch, dem 23. November 2016, um 19 Uhr im Schloss Herrenhausen in Hannover statt, zusammen mit der Verleihung des NDR Kultur Sachbuchpreises an Bruno Preisendörfer ("Als unser Deutsch erfunden wurde"). Medienvertreter(innen) sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Eine formlose Anmeldung wird erbeten an presse@volkswagenstiftung.de.

Hintergrundinformationen zum Förderpreis Opus Primum

Mit dem Förderpreis Opus Primum möchte die VolkswagenStiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken und unterstreichen, dass Wissenschaftsvermittlung für die deutsche Forschung eine zentrale Aufgabe ist. Die Auszeichnung wird jährlich für eine deutschsprachige Publikation von hoher wissenschaftlicher Qualität vergeben, die gut lesbar geschrieben und auch einem breiteren Publikum verständlich ist.

Der Beirat von Opus Primum (alphabetische Reihenfolge)

Dr. Jutta von Campenhausen, Wissenschaftsjournalistin; Prof. Dr. Gabriele Clemens, Professorin für Europäische Geschichte, Universität Hamburg; Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Hannover; Dr. Ulrich Kühn, Norddeutscher Rundfunk, Hannover; Prof. Dr. Jürgen Renn, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin; Christian Schwägerl, Wissenschaftspublizist, Berlin; Prof. Dr. Caja Thimm, Institut für Medienwissenschaft, Universität Bonn.