Insgesamt haben sich etwa 700 Projekte innerhalb von fast fünf Jahren beworben. Wie wurden die vielversprechendsten Projekte ausgewählt?
Der inhaltliche Fokus der Initiative lag ganz klar auf Projekten aus der Grundlagenforschung. Die zu identifizieren war allerdings oft nicht ganz einfach, denn viele Erkenntnisse, die in den betreffenden Forschungsfeldern normalerweise gewonnen werden, sind anwendungsorientiert und können in der Industrie oder Medizin eingesetzt werden. Die Frage nach Leben ist aber eher von Neugier getrieben und hat etwas Puristisches. Betrachten wir mal beispielsweise eine Projektidee aus der synthetischen Biologie mit dem Ziel, eine synthetische Zelle zu bauen. Diese kann anschließend in industriellen Prozessen, zum Beispiel in der Nahrungsmittelindustrie, eingesetzt werden. Ein solches Vorhaben kam für eine Förderung in unserer Initiative nicht in Frage. Aber Vorhaben, die die Funktionsweise und die dahintersteckenden naturwissenschaftlichen Prinzipien dieser synthetischen Zelle verstehen wollten, lagen genau im Fokus. Die für die Projektauswahl verantwortlichen Expertinnen und Experten aus unserer Gutachterkommission haben da beim Selektionsprozess einen fantastischen Job gemacht.
Gab es bei den ausgewählten Projekten große Überraschungen?
Dass die Initiative ungewöhnliche Projektkonstellationen ermöglichen würde, hatten wir vor dem Symposium gehofft – danach aber fest erwartet. Und so ist es dann auch gekommen: Bei den meisten Vorhaben stehen Interdisziplinarität und Internationalität im Vordergrund. 31 der insgesamt 36 in der Initiative geförderten Projekte beruhen auf Kooperationen, zum großen Teil auch auf internationaler Ebene. So beschäftigt sich ein Projekt mit der Entstehung neuer Proteine und hat neben dem in Deutschland forschenden Wissenschaftler drei weitere Projektbeteiligte in Schweden, Großbritannien und der Tschechischen Republik. Ich vermute stark, dass dieses Vorhaben in dieser Konstellation ohne unsere Förderung so sicherlich nicht zustande gekommen wäre. Denn oft fördern nationale Förderorganisationen nicht über Landesgrenzen hinaus, Projekte an der Schnittstelle von Lebens- und Naturwissenschaften erfordern dies aber.
Auch inhaltliche Überraschungen gehörten dazu. So gibt es durchaus Themen, die wir anfangs nicht auf dem Radar hatten, welche jedoch in der Initiative ein Dach gefunden haben. Zum Beispiel geht ein Vorhaben den Geheimnissen der Dormanz bei bestimmten Zellen nach, einem Zustand in dem die Zelle quasi "schläft" und somit weder als belebt oder als unbelebt bezeichnet wird. Dieser Zustand ist ein Zwischenzustand, wird durch ein Zusammenspiel von biologischen, chemischen und physikalischen Mechanismen hervorgerufen und kann von der Zelle wieder verlassen werden.