
Freigeist-Fellows der VolkswagenStiftung können junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden, wenn sie sich vom Forschungs-Mainstream absetzen und mutig genug sind, risikoreiche Forschungsfragen anzugehen. Rund 90 Nachwuchswissenschaftler(innen) reichten im vergangenen Oktober ihre Anträge ein.
Acht von ihnen überzeugten jetzt das internationale Gutachtergremium mit ihren spannenden Projektideen: Sie erforschen beispielsweise Demokratisierungsprozesse in Indonesien und der Türkei, untersuchen den Zusammenhang von Globalisierung und kriminellen Netzwerken oder entwickeln adaptive Neuroprothesen für die Behandlung der Parkinson-Erkrankung.

Workshop "Neu gefördert"
Die neuen "Freigeister" folgten am 14. September einer Einladung der VolkswagenStiftung ins Schloss Herrenhausen in Hannover.
Das Freigeist-Team der Stiftung um Dr. Johanna Brumberg und Dr. Oliver Grewe informierte die "Neuen" vormittags über die flexiblen Module der Förderinitiative, beispielsweise über familienbezogene Leistungen und Zusatzmittel für Kommunikation, und unterstützte bei Austausch und Networking.
Am Abend überreichte Generalsekretär Dr. Wilhelm Krull im Rahmen einer festlichen Veranstaltung die Freigeist-Urkunden – in Anwesenheit von etwa 50 Gästen aus dem privaten und wissenschaftlichen Umfeld der Fellows.

Zaubershow mit echten Überraschungseffekten
Durch das Abendprogramm, in dessen Rahmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch ihre Projekte vorstellten, führte der Zauberkünstler Thomas Fraps. Er fand unter anderem einen überzeugenden Weg, um aus einer Zitrone mögliche neue Fördermittel zu generieren - und las buchstäblich die Gedanken der Gäste.

Dr. Stefanie Büchner untersucht in ihrem Projekt "Digital Cases" an der Leibniz Universität Hannover digitale Infrastrukturen in Organisationen wie Krankenhäusern oder Jugendämtern und beleuchtet, welche Auswirkungen sie auf Prozesse haben.

Dr. André Großardt untersucht an der Universität Jena im Forschungsprojekt "Decoherence in Gravitating and Gravity-exposed Quantum Systems" den Einfluss der Schwerkraft auf Quantensysteme.

Dr. Shimpei Ishiyama widmet sich im Projekt "The Tickling Approach to the Neuroscience of Fun" an der Universität Mainz den neurobiologischen Grundlagen von Spaß.

Dr. Frigga Kruse untersucht den Einfluss des Menschen auf die Insel Spitzbergen anhand der kommerziellen Jagd. Sie realisiert ihr Projekt "Timeless Arctic – Commercial Hunting in the Reconstruction of Human Impact in Svalbard" an der Universität Kiel.

Dr. Ned Richardson-Little realisiert sein Projekt "The Other Global Germany: Deviant Globalization and Transnational Criminality in the 20th Century" an der Universität Erfurt. Er untersucht, wie die "abweichende Globalisierung" Deutschlands als Katalysator für internationale Kriminalitätsnetzwerke diente.

Dr. Saskia Schäfer untersucht in ihrem Projekt "Secularity, Islam and Democracy in Indonesia and Turkey" an der Humboldt-Universität Berlin, wie religiöse, politische und wirtschaftliche Akteure die Demokratisierungsprozesse in Indonesien und der Türkei zum Stillstand gebracht haben.

Dr. Elisabeth Waldmann realisiert ihr Projekt "Bayesian Boosting – A New Approach to Data Science, Unifying Two Statistical Philosophies" an der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie möchte einen neuen statistischen Ansatz etablieren und dafür zwei Methoden, die bayesianische Inferenz und Boosting Algorithmen, miteinander kombinieren.

Dr. Nikolaus Wenger entwickelt an der Charité – Universitätsmedizin Berlin adaptive Neuroprothesen für die Behandlung der Parkinson-Erkrankung: "Adaptive Neuroprosthetic Control at the Synaptic Level: Restoring Dynamic Dopamine Signaling in Parkinson´s Disease".
Hintergrund: Die Freigeist-Fellowships der VolkswagenStiftung
Die Initiative Freigeist-Fellowships wendet sich an Nachwuchswissenschaftler(innen) aus allen Disziplinen in den ersten vier Jahren nach ihrer Promotion. Die Forscherpersönlichkeiten müssen nicht nur eine herausragende fachliche Expertise mitbringen, sondern auch über die Grenzen der eigenen Fachdisziplin hinausblicken und kritisches Analysevermögen mit außergewöhnlichen Perspektiven und Lösungsansätzen verbinden. Ziel der Stiftung ist es, die Durchführung außergewöhnlicher Forschungsprojekte zu ermöglichen und einen substanziellen Beitrag zur Etablierung verlässlicher Karrierewege für die kommende Wissenschaftlergeneration zu leisten. Seit 2014 werden jährlich zehn bis fünfzehn Freigeist-Fellows ausgewählt. Die nächsten Stichtage für die Beantragung sind am 11. Oktober 2018 und am 10. Oktober 2019.